Kroatien gilt als Land der 1000 Inseln. Wer den jungen Adria-Staat so blumig umschreibt, liegt zumindest nicht falsch, denn auf alle Fälle gibt es dort mehr als 1000 Inseln. Wie viele es jedoch genau sind – darüber ist man sich nicht immer einig.

Es klingt fast ein wenig unglaublich: Lange Zeit hieß es, Kroatien habe 1.185 Inseln. Dann wurde 2003 nochmals nachgezählt – und plötzlich waren es 1.246, kurz darauf jedoch nur noch 1.244. Bekanntlich entstehen (oder verschwinden) Inseln ja nicht über Nacht. Was war also passiert im Land der 1000 Inseln?

Zwei Inseln sind einfach verschwunden

Der Grund für das Zahlenchaos liegt in der Kommunikation: Die für Kartografie zuständige Abteilung des Kroatischen Hydrografischen Instituts hatte 1.246 Inseln, Eilande, Riffe und Felsklippen verzeichnet. Diese Zahl habe man dem für Tourismus zuständigen Ministerium weitergeleitet, sagten die Zuständigen gegenüber der Tageszeitung „Večernji list“. Das war im Jahr 2010 und ist also schon eine Weile her. Damals wurde die letzte öffentliche Debatte über die Anzahl der Inseln in Kroatien geführt.

Land der 1000 Inseln? Die genaue Zahl ist bis heute widersprüchlich

Im Ministerium kursierte zu dieser Zeit jedoch schon eine ganz andere Zahl: 1.244 Inseln gäbe es in Kroatien. Diese Zahl habe man vom Kroatischen Hydrografischen Institut bekommen, so die Aussage. Die Zeitung „Večernji list“ folgerte daraus: „Irgendwo in diesem Kommunikationskanal müssen zwei Inseln verschwunden sein!“.

Wie wäre es mit nachzählen?

Die Zeitung hakte nach, warum man nicht einfach nachzähle? Für das tatsächliche Ausmessen der kroatischen Inselwelt, also an Land, fehle es dem Institut jedoch an Mitteln und Mitarbeitern, hieß es damals. Einzig aufgrund der Luftaufnahmen alle Inseln exakt zu bestimmen, sei nicht gerade einfach.

Nun könnte man meinen, das Zahlenchaos im Land der 1000 Inseln sei Schnee von gestern. Ein Klick auf die Website der Kroatischen Zentrale für Tourismus zeigte anno 2017, dass Kroatien 1.244 Inseln hat. Diese Zahl taucht auch im alljährlichen Tourismusbericht „Turizam u brojkama 2016“ (dt. “Tourismus in Zahlen, 2016″‘) des Ministeriums auf, das sich allerdings mit einem Sternchen *) auf das Kroatische Hydrografische Institut als Quelle beruft.

Ein Bewerbungsspot sorgt für Spott

Also scheint ja alles klar zu sein!? Keinesfalls! Ein Klick auf die kroatische Wikipedia-Seite kurbelt das Zahlenwirrwarr erneut an: 1.246 Inseln gibt derzeit es dort. Und in einigen deutschsprachigen Reiseführern und auf Webseiten hält sich die Zahl 1.185 bis heute hartnäckig….Dem Ganzen setzt allerdings ein Spot der kroatischen Regierung ein Sahnehäubchen auf, der im Juli 2017 vorgestellt wurde – also 14 Jahre nachdem die offizielle Zahl 1.185 korrigiert wurde.

Mit dem Spot hat sich Kroatien offiziell als Sitz der EU-Arzneimittelagentur beworben, die derzeit noch in London ansässig ist und infolge des Brexit eine neue Heimat sucht. Die Bewerbung wurde jedoch buchstäblich in letzter Sekunde zurückgezogen.

Es fällt euch nun bestimmt nicht schwer, zu erraten, welche Zahl im Spot vor wunderschöner blauer Meereskulisse auftaucht? Richtig! „1.185 (Islands)“…Der 1.185-Inseln-Werbespot ist übrigens auf der Webseite von „Hrvatska danas“ (Kroatien heute) abrufbar.

Noch ein wenig Erbsenzählerei zum Schluß

Um das Wirrwarr noch abzurunden: Wenn man es ganz genau nimmt, ist Kroatien eigentlich überhaupt nicht das Land der 1000 Inseln – denn eigentlich zählt nur jedes Fleckchen Land im Meer, das größer als 1 Quadratkilometer ist, als Insel. Was kleiner ist, wird Eiland genannt, muss jedoch mindestens 0,1 Quadratkilometer groß sein. Was flächenmäßig darunter liegt, wird Riff oder Felsklippe genannt (unter 0,1 Quadratkilometer).

Also hat Kroatien dem offiziellen Tourismusbericht zufolge 602 Inseln und Inselchen sowie 642 Riffe und Felsklippen. Wie viele davon ständig bewohnt sind – darüber scheiden sich ebenfalls die Geister. “Um die 50 etwa”, so eine aktuelle Zahl – die allerdings auch mal schwanken kann.

Hört’s euch an unter Land der 1000 Inseln

Author

Veronika Wengert ist freiberufliche Journalistin, Reisebuchautorin und Übersetzerin für mehrere slawische Sprachen. Ihre kroatischen Wurzeln haben sie insgesamt elf Jahre nach Moskau und Zagreb geführt. Sie ist immer noch regelmäßig in Kroatien, Slowenien und anderswo vor Ort - um dort zu recherchieren, wo andere gerne Urlaub machen.

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